Oma lässt grüßen und sagt, es tut Ihr leid

„Oma so lieb, Oma so nett…“ (Heintje)

Nein, so ist sie nicht,die Oma von Elsa,eher ein wenig verrückt, vielleicht sogar schon ein bischen mehr, chaotisch auf jeden Fall und für andere als für Elsa meistens auch ein wenig furchteinflösend, denn Oma nimmt es zum Einen nicht so genau mit der Wahrheit und zum Anderen macht sie sich nichts, aber auch gar nichts aus der Meinung anderer Menschen.

Aber vielleicht stimmt das auch nicht so ganz und auf jeden Fall macht sie sich ganz ganz viel aus Elsas Meinung über sie.

Elsa ist Omas große Liebe. Für Ihr Enkelkind denkt sie sich die tollsten Geschichten aus, sie ist immer in Elsas Team und wenn man beim Lesen auch manchmal schluckt, denn Oma ist natürlich weder ökologisch noch politisch „korrekt“ und zudem raucht sie wie ein Schlot, ist sie für Elsa wie eine eigene Armee und für die Benachteiligten und von der übrigen Welt vergessenen oder gar verachteten und trotzdem Menschen, ist sie Friede, Wärme, ein Platz zum Ausruhen, ein Grund, der das Leben lohnt.

Jetzt hält Elsa Omas Briefe in den Händen.
Sie muss sie verteilen, das hat sie Oma versprochen. Oma, die jetzt tot ist, schrecklich vermisst von Elsa, der Einzigen, die die Verantwortung für Omas letzten Auftrag übernehmen kann!
Denn Oma hat noch nie ein so kluges Mädchen gesehen wie ihre Enkelin.

Und Elsa macht sich auf den Weg.
Sie gibt dem Monster, vor dem sie sich eigentlich ensetzlich fürchtet, das aber auf einmal in ihrer und Omas Geheimsprache spricht, einen Brief,
dem furchteinflösenden Freund und der scheuen Maria und ganz allmählich begreift sie, dass Omas Märchen gar keine Märchen sind, dass alles und jeder existiert in seiner ureigensten Art und Weise und dass Miamas ganz in ihrer Nähe und sie mittendrin ist.

Und noch etwas begreift Elsa: Oma war stark, oh ja, sie hatte keine Angst vor dem Monster, die Meinung der Leute war ihr egal und sie tat immer nur das, was sie wollte.

Ihr Königreich ist Miploris, „in das einsame Märchenerzähler aus allen Himmelsrichtungen langsam angewandert kommen, im Schlepptau jede Menge Gepäck voller Trauer. Ein Ort, wo man es abstellen kann, um sich wieder dem Leben zuzuwenden. Und wenn die Reisenden kehrtmachen und wieder heimgehen, dann tun sie das mit leichterem Schritt, denn Miploris wurde so gebaut, dass du, egal in welche Richtung du es verlässt, immer die Sonne im Gesicht und den Wind im Rücken hast.“

Aber da war doch etwas, etwas, was Oma sich nicht getraut hat, perfekt versteckt hinter ihren Geschichten, hinter ihrem Leben, hinter allem was sie nach außen trug.
Und deshalb und weil sie dann nicht nur traurig sein kann, muss Elsa die Briefe verteilen, in denen Oma grüßen lässt und sagt, es tut ihr leid!

Erschienen bei FISCHER Krüger 2015. Original 2013 im Verlag Forum, Stockholm von Fredrik Backmann. Aus dem Schwedischen von Stefanie Werner.
ISBN 978-3-8105-0481-4

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