Unsere wunderbaren Jahre

Die hier zu Papier gebrachten „wunderbaren Jahre“ erleben der Autor Peter Prange, seine Freunde, deren Familien und alle miteinander mehr oder weniger verbandelten echten und fiktiven Einwohner Altenas, der Heimatstadt des Schreibenden.

Beginn dieses chronologisch mit der Geschichte Deutschlands – Gründung BRD und DDR, Wiedervereinigung und darüber hinaus – verwobenen Romans ist der Tag der Währungsreform 1948.

Sechs junge Menschen legen ihre 40 DM, Eintritt eines jeden Deutschen in das neue Zeitalter auf unterschiedlichste Weise an als Resultat ihrer Herkunft, ihrer gesellschaftlichen Stellung und ihrer Befindlichkeiten, wie das eben so geschieht im Leben.
Sind doch unsere Handlungen von vielen verschiedenen Faktoren bestimmt, wissen wir oft selber nicht, dass, oder warum wir Dieses oder Jenes tun!

Aber gehen wir in die Zeit:
Wichtig war es, die „Unschuld“ zu wahren, zumindest offiziell und welche Schande, wenn der Verdacht bestand, dass eine junge Frau…!
Wohlgemerkt, dies galt nur für das weibliche Geschlecht, die jungen Männer mussten sich schließlich „die Hörner abstoßen!“
Nicht schlecht. So konnte man doch jede Nebenbuhlerin leicht aus dem Rennen schlagen.
Gewisse Gerüchte wurden einfach verbreitet und oft fühlten die Betroffenen sich selbst „schuldig“ ungeachtet dessen, was tatsächlich vorgefallen war.
Doch hier in unserem Roman besiegt die Liebe schließlich alle kleinkarierten Moralvorstellungen und die Betroffenen spielen weiter mit und können sich weiter entwickeln.

Und dann das Problem mit den Ausländern! Ja, das gab es damals auch schon! Man nannte sie Gastarbeiter, wodurch eine gewisse Daseinsberechtigung entstand: „Gastarbeiter werden nach wie vor gebraucht – für die Drecksarbeiten, für die wir uns in Deutschland inzwischen zu fein geworden sind. Machen wir uns nichts vor, die meisten deutschen Malocher gehen doch lieber stempeln,als sich die Finger schmutzig zu machen. Und weil die Itacker und die Griechen und die Spanier dazu auch keine Lust mehr haben, müssen jetzt die Türken ran. Die Knoblauchfresser sind sich für nichts zu schade, die stellen keine Fragen und keine Ansprüche.“
Aber wehe, als einer von ihnen die Tochter des reichsten Mannes im Ort heiratet und dann auch noch Schützenkönig wird!!
Geboren in Altena, gilt Kemal dem Schwiegervater doch immer noch als Muselmane und Untermensch und es kommt schon einer kleinen Revolution gleich, als der junge Mann mit türkischen Wurzeln, ohne sein Zutun und selbst mit dem größten Erstaunen, dieses doch so wichtige Amt in Altena erwirbt, unterstützt von all denen, die endlich ein Zeichen setzen und alte Sümpfe austrocknen und vom Moder befreien möchten.

„Ho-ho-ho-chi-minh…“ Wer aus der sogenannten 68er Generation erinnert sich nicht an die Vietnam Demonstrationen, die Anti USA Kampagnen!
Aber wie Vielen war es damals wirklich ernst mit ihrer Empörung und wie Viele nutzten die Gelegenheit, ihre ureigenste Frustration im Trend der Zeit liegend zu verpacken?
Ohja, in diesem Sinne auch diejenigen, die in Marx´Kapital die neue Zukunft sahen –
zum Einen die Menschen, die an Gleichheit und Gerechtigkeit glaubten und ein wahres Bedürfnis nach entsprechender Aktivität dazu in sich trugen.
Aber auch die, die einfach ihre Chance auf Wichtigkeit und Anerkennung witterten, endlich sich herausheben konnten aus der anonymen Masse!

Prange spricht an die Vernichtung brüskierender Unterlagen aus dem faschistischen Krieg,
die Karriereleiter, die sich auch danach noch Stufe um Stufe für diejenigen erhöht, die damals schon weit oben standen
und immer wieder die Moral, bzw Unmoral dieser Zeit, die vor allem die Frauen zu Leidtragenden machte.

Der Joint macht die Runde, die Musik ändert sich, wird direkter, emotionaler und eindringlicher.
In der Politik, in der Liebe, die Jugend will sich absetzen von der Generation der Eltern.
Doch einigen reicht der „Matsch in der Birne“ nicht mehr als Aufbruch in eine neue Zeit und dem Generationen übergreifenden Zusammenschluss Gleichgesinnter steht nichts mehr im Wege.
Schließlich gibt es in jedem Alter Menschen mit Sehnsüchten und klaren Vorstellungen was nicht mehr gewollt und tatt dessen auf den Weg zu bringen ist.

Wen wundert es da, wenn trotz Ausländern, Mißgunst, Neid, Unterschied von Arm und Reich, ja trotz 9/11, dem nicht vergessenen elften Septemper 2001 der Autor uns ein Happy End beschert und selbst ein 175er ohne Weiteres in die Gesellschaft integriert wird!

Erfreuen wir uns an einer bunten toleranten Welt und lächeln über kleine Unzulänglichkeiten bei Anderen und bei uns selbst.
Suchen wir Gleichgesinnte, um unsinnigen Vorurteilen, Mießmachern und kleinkarierten Unken zu begegnen.
Schließlich geht es um unser eigenes Leben und darum, es in Frieden und mit möglichst viel Freude über die Runden zu bringen.
Denn hier, auf diesem Planeten, treffen wir uns bestimmt niemals wieder!

Fischer Verlag Frankfurt am Main, November 2017. Erstauflage 2016.
ISBN 978-3-596-03606-6