„Geschichten aus der arschlochfreien Zone“, so wirbt das Buch für sich und der Autor, Dieter Moor, könnte man meinen, für sein erlebtes Brandenburg.
Arschlochfrei? Nein, so wurde ich in Brandenburg nicht begrüßt, als ich vor einigen Jahren beschloss, Berlin nicht ganz zu verlassen und trotzdem naturnah und in Kontakt mit allem, was da kreucht und fleucht zu leben, also auch mit den Brandenburgern. Arschlochfrei - nicht ganz, aber doch überwiegend und willkommen heißend und neugierig und so, wie man eben ist, wenn einem nicht alles am A.... vorbeigeht. Die per Buch geliebte, neu entdeckte und damit neuen Erfahrungen den Weg bereitende arschlochfreie Zone nennt sich "Amerika", eine in Brandenburg durchaus übliche Bezeichnung neben u.a. "Afrika", "Rom" und wie sie alle, von mir noch unentdeckt heißen mögen. Kleine Ortschaften, die ihren Namen stolz statt auf gelbem auf grünem Untergrund mit gelber Schrift präsentieren bevor man sie mit meistens erlaubten 70 km/h und ohne ihnen weitere Beachtung zu schenken durchfährt, um an das eigentliche Ziel zu gelangen. "Dietaaa", Moderator und Schauspieler aus der Schweiz und seine Frau Sonja fahren nicht durch sondern mitten hinein ins kleine Dörfchen und in ihr kürzlich erstandenes hundekackbraungelbes Haus, dessen alte Bewohner noch nicht einmal ausgezogen sind, geschweige denn das zukünftige Heim der Moors vom eigenen Krimskrams geräumt haben. So weit, so gut, aber, so will "der kleine Schweizer", wie Moor seine innere sich ab und zu gegen das, was er eigentlich leben will aufbegehrende Stimme nennt wissen, "aber warum wollt Ihr ausgerechnet dahin, von wo alle abhauen? Lehrstehende Häuser und Geschäfte, verlassen von allen, die noch einigermaßen flexibel sind und ausschließlich bewohnt von verbitterten, fremdenfeindlichen Altossis, die Hinzugezogene niemals integrieren und anerkennen werden. Diesem Klischee widerspricht von Anfang an die Freundlichkeit und Hifsbereitschaft, die die Moors dank eigener Fähigkeit, die sogenannte Komfortzone zu verlassen und sich auf Neues einzulassen erfahren. Die Bereitschaft, Herzlichkeit und Anteilnahme zu erkennen, indem althergebrachte Erwartungen bestimmter Verhaltensweisen hinterfragt und gegebenenfalls über Bord geworfen werden, beschert ihnen in kurzer Zeit ein so nicht erwartetes Dazugehörigkeits- und neue Heimatgefühl. Selbstironie, Lernbereitschaft, Charme und sich öffnen wollen zeichnen dieses Buch und seine Protagonisten aus und ein wenig auch den kleinen Dorfladen mit dem vielversprechenden Slogan "Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht" und so janz bisschen regt sich auch in mir der kleene Berliner, der da sagt, "leben und leben lassen is jut, aber ab und an ma een bisken Anteilnahme hat ooch noch keeen jeschadet." Ein grundsympatisches Buch (Berliner Zeitung) Ein Muss für Leute, die sich beim Lesen gern Lachtränen aus den Augen wischen (Märkische Oderzeitung) ISBN 978-3-499-62475-9 Jo, jetzt hab ich auch den nächsten Band gelesen und Bittesehr, für den, dens interessiert ein paar Situationen und die passenden Zitate daraus: Situation 1). Ein Mann und eine Frau sitzen sich gegenüber und zählen auf, was jeder zum gemeinsamen Wohl mit in die Ehe bringen würde und "was sie, die Frau, nie wieder durchgehen lassen würde bei einem Mann, respektive was er, der Mann, nie wieder hinnehmen würde bei einem Weib, und sie hätten sich oft zugenickt und sich in die Augen gesehen.....und ein paar Monate später hätten sie geheiratet. Ich schwöre (das gehört immer noch zu der zitierten Situation und stammt nicht von mir, obwohl ich es unterschreiben würde und hiermit auch tue!), sie wären miteinander glücklich geworden. Sehr, sehr glücklich. Weil sie gewusst hätten, was der andere zu geben hat und was er zu nehmen gedenkt. Weil man in der Liebe nicht immer nur nehmen und nehmen und nehmen kann. Aber eben auch nicht immer nur geben und geben und geben. Die Liebe ist beides, sie ist ein Geschäft zum Nutzen und Frommen beider. Auch wenn das nicht romantisch klingt, es ist so. In der echten Liebe. In jener Liebe, die für immer ist." Jo, das imponiert mir und klingt superschön und sehr nach Wahrhaftigkeit! Situation 2). Der Hürlimann muss gerettet werden und dazu brauchts ein paar Teile die Jakob und Dieter beim empfrohlenen Dreher direkt ordern wollen aber "(nein, kein Fehler! Wörtliche Rede im Zitat, so ist das eben und so haben wir´s in der Schule gelernt. 2 x Gänsefüsschen!! Keine Ahnung, ob das heute noch korrekt ist, aber was zählt das schon, wenn man sich beim Lesen amüsieren, wiederfinden, freuen kann?) " da müssen wir nichts wollen, hab ich´s Gefühl, du, die sind ein paar Nummern z´groß für uns, weisch." Ich antworte nicht. Was hat Müsebeck gesagt, gestern Nacht? "Man müsst halt mal reden mit denen, dann wüsste man`s." Seltsam, dass wir Schweizer so sehr dazu neigen, uns vorab auszumalen, wie es sein würde und was der andere dann sagen würde und was man dann darauf sagen würde, dass aber der andere sicher recht hätte, mit dem, was er sagen würde, und dass es ja dann deswegen nichts würde, ganz sicher nicht, weil es ja bestimmt so sein würde, wie man denkt, dass es sein würde, sodass man jetzt, wo man ja weiß, wie es sein würde, gleich gar nicht mehr hingeht, weil es ja, so wie es sein würde, unter jeder Würde sein würde." Watzlawick, ick hör Dir trapsen! Soweit zu "Frisches aus der arschlochfreien Zone" von Dieter Moor, getreu dem Grundsatz "Lieber einmal mehr als mehrmals weniger" Eine große Liebeserklärung an Land und Leute jenseits des Ossi-Wessi-Klischees (Westdeutsche Allgemeine Zeitung) ISBN 978 3 499 62762 0