Weshalb das Buch den Titel „Der böse Blick“ trägt, konnte ich bis ans Ende des Lesevergnügens – und darüber hinaus – nicht erkennen. Jetzt, gerade jetzt denke ich, vielleicht ist das genau der Sinn, der Sinn, den Unsinn wiederzuspiegeln, der in diesem klar positionierten Werk von Björn Larsson aufgezeigt wird.
Sinn: Eine Gruppe mit festen Regeln und starren Leit-, Glaubens-, wie auch immer -sätzen, nutzt diese, um ihre Mitglieder gegen eine andere Gruppe angehen zu lassen.
Unsinn: Beide Gruppen sind gleich strukturiert, leben von ebenso festen Regeln und starren Prinzipien und es gibt keinen wirklichen Grund, weshalb sie gegeneinander agieren.
Verbündete im Geiste, sogar mit den gleichen Zielen und trotzdem die ärgsten Feinde.
Da werde einer schlau draus! Seufz!
Kein witziger Seufzer – als ob man jemals witzig seufzen könnte!
Entsprungen eher einem Nicht – Verstehen – Können – Wollen und dem Bedürfnis, nach einem menschlich toleranten Mit – Neben – Für – Einander.
In diesem Buch wird nichts und niemand als Dummheit, dumm oder dümmer dargestellt.
Die Anführer sind intelligente, äußerst flexible Menschen, die ihre Figuren entsprechend dem Spiel der Könige auf dem Brett der Macht hin und her schieben. Von Grausamkeit ist die Rede, aber auch von Kameradschaft, Gruppenzugehörigkeit und endlich, endlich Anerkennung für den, der seine Aufgabe, sein sich Aufgeben, erfüllt.
„…Wenn wir eines Tages an der Macht sein werden.“
Mangel an Selbstwertgefühl, Gefühl der Machtlosigkeit, Kleinheit, Unbedeutend sein – im Krieg, egal in welchem, ist das immer anders und die, die überlebt haben, erinnern sich!
Auch die Liebe kommt zu Wort und gar das Lesen wird explizit erwähnt – der Roman als Hilfe zum Leben! Als Fantasieerwecker! Beflügelnde Fantasie! Der Retter aus Starrheit und Regelsucht! Wer Fantasie hat muss nicht töten. Muss keine Angst haben. Er fliegt einfach weg.
Menschliche Regungen zeigt das Buch. Da gibt es die Ehre, die einer Vergewaltigung im Wege steht – nun, dafür hat man die Zwangsehe, so dass alles im rechten Gesetz verläuft und die Ehefrau wird´s einem später danken. Und Liebe, Liebe macht nur schwach!
„…, du wirst die Frau eines Helden sein. Du wirst im Überfluss leben und stolz auf deinen Mann sein. Alle werden dir Respekt zollen und dich beneiden. Dir wird es nie an etwas fehlen.“
Na bitte! Wenn das nicht der beste Ersatz aller Zeiten ist!
Zum Glück für uns `Normale´ , die Liebe geben und empfangen wollen, gibt es jene Schachfiguren, die hin und wieder aus dem Regelwerk ausbrechen, gereizt zur Agression, abgelenkt durch Triebe – ganz ohne Emotionen geht es dann wohl doch nicht! „Der Mensch an sich ist einfach zu kompliziert, um ihn auf eine einfache Formel zu bringen.“
„Wenn du ihn tötest, wirst du irgendwann wie er.“ Das sind die Worte Fatimas, die uns daran erinnern, dass kein Mittel den Zweck heiligt, wenn es nicht als solches ganz für sich selbst human und achtbar ist! Aber, was bleibt ist die Frage : „Was können die Guten gegen die Bösen ausrichten?“
Goldmann Verlag, Titel der Originalausgabe: Det onda ögat, erschienen bei Norstedts Förlag, Stockholm 1999
Aus dem Schwedischen von Knut Krüger
ISBN 3-442-45702-5