„When the future has passed, the past will return.
One day you´ll be asked what you did baby.
Full hands, empty hearts, its a suicide world.“
„Moral ist Pflicht für die Schwachen, die Starken beherrschen die Kür.“
„Funktionieren ist für Britta das oberste Gesetzt.“
Funktionieren nach Außen im Rahmen der gesetzlichen Moral.
Vor Allem aber funktionieren nach den eigenen Gesetzen.
Der selbst gesetzten und unbedingt zu befolgenden eigenen Moral.
Sicher, wenn Tywin in >Game of Thrones< zu Tommen sagt, ein guter König benötige nicht Frömmigkeit noch Sinn für Gerechtigkeit und Stärke und müsse nur auf seine Berater hören, dann mag das für Manchen die absolute geile Scheiße sein.
Britta aber hört lieber auf sich selbst, auf ihr Gefühl, das scheinbar immer noch
– oder immer wieder? – vorhanden ist.
Auf Seite zweiundneunzig lese ich etwas über „Körperkapitalismus“ und „Seelenkommunismus“
und frage mich ´muss ich das verstehen?`
Ich verstehe es erst einmal nicht, aber wenn ich Kapitalismus gleichsetze mit viel – Eigentum – Macht dann habe ich eine Idee, wie das Wort, diese Konstruktion, in das Geschehen passt.
In das Buch. Zu der Firma der Britta Söldner.
Körper – die sind ihr Kapital.
Körper – ihr überlassen zum Gebrauch.
Für den von ihr gewählten Einsatz.
Und wie soll ich den obengenannten Seelenkommunismus erklären?
Soll ich ihn überhaupt erklären?
Meine ureigenen Ideen dem Leser* 😉 aufzwingen?
Der doch selber Ideen, Bilder, Phantasien hat?
Genau darum geht es doch, bei der Rettung des gedruckten Wortes.
Beim Lesen dieses außergewöhnlichen Buches.
Es ist ein umwerfendes, ein gewaltiges Buch, dieses Werk von Juli Zeh.
So realistisch, wie kaum Einer der Realität ins Auge sehen mag.
„Freude auf den Tod ist nicht dasselbe wie Freude am Leben.“
Dies als Rechtfertigung für ein Firmenkonzept? Einzigartig.
Zumindest im offiziellen Wissen.
Und moralisch akzeptiert durch mehrere Stufen,
die es unbedingt einzuhalten gilt!
Und die Flucht?
Flucht vor dem Leben. Flucht vor dem Tod.
Der Liebe. Der Einsamkeit.
Vielleicht ist Flucht der Normalzustand und wir haben nur verlernt,
es zu merken. Haben die Flucht nach innen verlagert,
wo wir sie getrost verdrängen können.
Brittas Flucht ist auf einmal ganz real.
Real ist auf einmal auch eine ganz andere, neue Welt.
Spatzen, die pfeifen. Der Wind, der ihre Arme streichelt.
Die Sonne, die ihr Gesicht wärmt.
„Warum soll Britta hier stehen und verzweifelt sein,
wenn sich außer ihr nichts und niemand dafür interessiert?“
Solange die Sonne Energie schickt, wird geflattert und gerannt.
Gekrochen, begattet und gebrütet. Gejagt und gekämpft.
Und auf einmal versteht sie, wie ihr Herz den Weg in die Leere gegangen ist. Wie sie aufgehört hat, sich für das Geschehen in der Welt zu interessieren. Warum sie ein Unternehmen wie „die Brücke“ gründen konnte.
Warten wir ab, ob es „jenem Bodensatz aus schlecht gelaunten Postdemokraten“ tatsächlich gelingt, „die größte zivilisatorische Errungenschaft der Menschheitsgeschichte ihren persönlichen Minderwertigkeitskomplexen zu opfern“.
„Zur Hölle mit ihnen!“
Verlagsgruppe Random House 2017 Luchterhand Literatur Verlag
ISBN 978-3-442-71838-2